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4. Umbauplanung in einem Ort in Chiemgau bekannt als "Altes Doktorhaus"

Denkmalschutz

von 09/2002 bis 06/2003

Die Gemeinde Grassau bot mir das unter Denkmalschutz stehende Geschäftshaus am Kurpark zum Kauf an. Bekannt unter dem Namen „Doktorhaus“ wirkt der langgestreckte Baukörper im vorderen Bereich unberührt, wie zu seiner Entstehungszeit. Das hintere Drittel wurde entweder später ergänzt oder mehrfach überformt. Das Gebäude ist nicht unterkellert, besteht aus Erd- und Obergeschoß und einem mächtigen Dachgeschoß über 3 Ebenen. Zur Südseite schließt sich der Kurpark an mit einer mächtigen, mehrstämmigen Buche, unmittelbar in Hausnähe.

Der Gesamteindruck war damals positiv, die Bausubstanz war über die vielen Jahrzehnte seines Bestehens nicht nachhaltig geschädigt. Zahlreiche Details waren original erhalten. Ich konnte bei der ersten Besichtigung meine Begeisterung nicht verbergen, war aber gleichfalls ernüchtert, als ich den engen Hausumgriff bemerkte: Es gab nicht ausreichende Parkflächen. In der Gemeinde sah man das unproblematisch, erklärte lapidar, dass sich Wege zur Problemlösung sicher finden werden.

Eine hunderprozentige Kaufzusage machte ich abhängig von der Genehmigungsfähigkeit meiner Umbauplanung und den Denkmalschutz-Zuschüssen, sowie vom Kaufpreis, der noch immer nicht feststand.
Wir einigten uns darauf, dass im Falle meiner Kaufabsage, die Gemeinde meine Bestandspläne und meine Umbauplanung zu einem vorab vereinbarten Festpreis ankauft. So konnte ich rasch alle Pläne erstellen und den Behörden vorlegen. Leider kam es zu keinem tragbaren Ergebnis. Die Unterstützung seitens der Behörden blieb weit hinter meinen Erwartungen zurück.

Mein Nutzungskonzept sah eine Mischung vor aus Geschäften, Kleinpraxen, Büros, einem Kurcafé und -im Dachgeschoß- einen Mehrzweckraum oder eine Gallerie. Die Raumaufteilung versuchte ich so zu organisieren, dass möglichst viel vom Bestand erhalten werden konnte. Neu hinzugekommen wären einige Fenster, um die Einheitlichkeit im Erscheinungsbild wiederherzustellen. Dabei ging ich sehr ins Detail, um ein optimal durchdachtes Programm vorzustellen. Ich zeichnete und berechnete die Sitzkapazität im Cafe, um die Rentabilität herauszufinden. Dazu war es unerläßlich, die komplette Einrichtung im Cafe zu entwerfen. Auch die Größe der zur Verfügung stehenden Mietflächen stellte ich für die Einnahmensituation des Objektes fest. Überschäglich kalkulierte ich die Umbau- und Sanierungskosten. Fluchtwege, Brandschutz, geschickte Raumausnutzung alles das, was einen Entwurf attraktiv macht, plante ich korrekt bemessen ein.

Das Ergebnis erforderte ein hohes Investitionsvolumen, was durch die Mieteinnahmen selbst in 25 bis 30 Jahren nicht eingenommen werden konnte. Zuschüsse wären unabdingbar gewesen. Dazu gab es seitens des Denkmalschutzes kein Einlenken. Mich erstaunte wie unflexibel selbst der Gemeinderat bei der Mithilfe relativ einfacher Probleme war, zum Beispiel der Parkplatzlösung.
Dabei wäre meines Erachtens das Gesamtkonzept eine deutliche Bereicherung für das Grassauer Stadtzentrum gewesen.

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