baugutachter.archi

5. Am oberen Mühlfeldweg in Marquartstein

Altbauobjekt

von 07/1992 bis 02/1993

Abschreckender kann ein Verkaufsobjekt kaum noch sein, hat es seinen Liebreiz durch brutale Eingriffe fast zur Gänze verloren und gleicht schon eher einem Abrissobjekt als einem willkommenen Rettungsversuch. Dennoch das Fundament (Fels) ist solide und die Bausubstanz trotz Hanglage trocken.

Das Problem lag jedoch in der Situierung des innenliegenden Treppenhauses: Der vormalige Entwurf war als Einfamilienhaus konzipiert, der gestattete, dass der durchgehende Treppenlauf schon recht früh im Geschossflur begann. Ein Trick mußte her, um jedem Geschoss einen separaten, abgeschlossenen Flur zu ermöglichen. Das gelang durch das Hinausschieben der nun geteilten Treppe Richtung Außenwand und der Vierteldrehung des Treppenbeginns. Das Wendepodest liegt nun beim Entwurf außerhalb des Hauses unter dem Traufbereich, noch unter dem Dachüberstand. Die umkleidende neue Treppenhauswand wurde aus Holz in Leichtbauweise erstellt und versucht bei der Außenansicht erst gar nicht den besagten „Trick“ zu überspielen, sondern markiert ihn in der Fassadenansicht ehrlich-erkennbar.
Somit wurde das Haus in drei Eigentumswohnungen von je ca. 80 m² Wohnfläche aufteilbar.

Der hervorragenden Aussicht auf die Chiemgauer Alpen sind die beiden Balkonanlagen geschuldet, deren Auflagerbalken neu in die Außenwand eingelassen und mit den robusten Balkenlagen der Holzdecken mit Zugeisen verschraubt wurden. Um den Sanierungskostenaufwand überschaubar zu halten, wurde untersucht, die massiven Balken in der Decke zu belassen. Es galt vorausschauend jede Schwingung innerhalb der Decken zu vermeiden. Dazu wurden Profilträger zwischen die Balken eingeschnitten und mit angeschraubten Klammereisen fest mit den wandseitig eingelassenen Stahlträgern verschweißt. Der Hohlraum zwischen den Balken wurde mit Blähton aufgefüllt, der im Tankwagen angeliefert und eingeblasen wird. Zur Verfestigung der Blähtonfelder eigneten sich die zuvor herausgerissenen Bodenbretter. Es folgten 2 Lagen Trittschallschutz, dann die Tackerplatte der Fußbodenheizung, darauf dann der Estrich. Der gesamte Bodenaufbau nahm eine Dicke von bis zu 45 cm an, was einen hervorragenden Schallschutz lieferte.

Altbauten dieser Art überraschen meist mit Ihrem fantastischem Dachtragwerk: den Sparren, den Pfetten und den Stützen samt Diagonalbalken. So auch hier: Lassen Sie sich von diesem herrlichen Dachgeschoß überzeugen.
Die Qualität liegt darin, den überwältigenden Gesamteindruck des Sichtdachstuhls nicht durch Dachschrägenverkleidungen oder Raumaufteilungswänden zu verdecken. Ersteres läßt sich sehr gut durch eine Aufdachdämmung vermeiden, letzteres durch eine offene, großzügige Raumaufteilung, die nur dort Wände zuläßt, wo die Funktionsanforderung dies zwingend verlangt. Selbst in diesem Fall läßt die Durchsicht auf den Spitzboden über diesen Räumen die Dachdimension von der Raumseite noch sehr gut erahnen.
Sicherlich stellt diese Form des Sichtdachstuhls wesentlich höhere Kostenanforderungen. Doch der optische Effekt ist unübertroffen und äußerst werthaltig.

Besuchen Sie auch meine Webseiten: baugutachterbayern.de und radon-beseitigen.de