baugutachter.archi

26. 6-Einheiten-Neubau

von 02/2012 bis 10/2017

In bevorzugter Hanglage mit weitreichender Sicht über seine Felder beabsichtigte ein Landwirt aus dem Chiemgau für sich und seine Familie ein ansehliches ortstypisches Haus zu bauen mit vielfältigen Funktionen und vor allem mit vorbildlicher energetischer Ausrichtung. Da er sich bereits am gleichen Hang eine Tiefgarage von mir hat planen lassen, sollte auf deren Flachdach ein Garten mit Teich und üppigen Strauchbewuchs entstehen. Daran anschließend der private Wohntrackt auf einer Ebene. Holzmaterial sollte das bestimmende Element im Außen- (Vordach und Balkone) und im Innenbereich (Sichtdachstuhl und Stützen) sein und seine Naturverbundenheit zum Ausdruck bringen. Im Keller, der zugleich wegen der Hanglage das Erdgeschoß bildet, ist der Eingangsbereich mit Garage und 4 Ferienwohnungen angedacht. Hinter der Garage erlaubt die Tiefe des Bauwerks Vorratsräume und eine kleine Werkstatt. Ein geräumiger Lift imTreppenhaus komplettiert das Ganze zu einem Alterssitz mit Weitblick und dem wohltuenden Gefühl, sich zu belohnen mit etwas Luxus für die Strapazen und mühsamen Jahre eines Landwirts mit zahlreichen Nebenbeschäftigungen z. B. als Dienstleister fürs Schneeräumen und selbstlosem Aushelfen mit Rat und Tat für Jedermann.
Ich hätte keinen besseren Bauherrn finden können. Jedes Treffen mit ihm endete in einem Begeisterungsrausch: gegenseitig „stachelten“ wir uns mit neuen Ideen an, kamen so auf Einfälle, die vorher wohl noch so keiner ersonnen hatte: Es gelang uns fast jeden Nachteil der verschatteten Lage zum rückwärtigen Hang durch ausgeklügelte Detaillösungen zum Vorteil umzubiegen und auch im oberen Terrassen-Geschoß noch Platz für eine 3-Zimmer-Wohnung im nördlichen Hauseck mit separaten Eingang zu schaffen. Auch die höher liegenden Vorgärten schufen einen Eingangsbereich mit privatem Charakter. Das Wohlbefinden im Haus sollte eben nicht nur der Bauherrenfamilie vorbehalten sein.
Dennoch, auch das Bauherrengeschoß hatte es in sich: Ein Wohn-, Koch- und Schlaftrackt gliederte sich perfekt funktionierend aneinander mit einem geräumigen breiten Flur, an dessen Ende die doppelflügelige Türe zur Wohnhalle mit Sichtdachstuhl führte und endlich den Blick durch die bis zu 5 Meter hohe Glasfront auf die Umgebung frei gab mit dem herrlichen einzigartigem Voralpenpanorama des südlichen Chiemgaus.
Ergriffenheit umfängt den Betrachter und es wird jedem nun bewußt, dass sich hier ein Traum erfüllt, ein Sehnen, sein Ziel in der Natur- und Heimatliebe erreicht zu haben, wie man es sich für eine bodenständige und -verbundene Großfamilie des Bauernstandes nicht passender wünschen kann.
Die Technikbegeisterung für energetische Raffinessen begnügte sich beim Bauherrn und mir nicht nur mit einer Hackschnitzelanlage als Energielieferant, sondern konzentrierten sich auch insbesondere auf die Sonnenenergie. Der Dachraum über dem breiten Flur erwies sich als idealer Wärmestauraum. Aufgeheizt von den durch die Firstverglasung fallenden Sonnenstrahlen (unabhängig von der Jahreszeit) ist hier der ideale Standort für Wärepumpanlagen, die Warmwasser erzeugen und zugleich mit ihrem kühlenden Luftstrom im Sommer die Wohnräume je nach Bedarf auf kürzesten Weg angenehm temperieren. Der überraschende Nebeneffekt ist dabei, dass die Firstverglasung ihr Tageslicht durch die darunter befindliche Verglasung der waagerechten Obergeschoßdecke direkt in den Wohnflur lenkt und von dort in angrenzende Zimmer durch schmale Oberlichter. Innenliegende Flure sind meist nicht mit Tageslicht auszuleuchten, hier aber wird der Flur zu einem Raumerlebnis der besonderen Art: fast schon wie ein meditarren anmuntendes Atrium. Nachts fällt durch die Deckenverglasung das dimmbare Licht in Kreisform (von im Dachraum angeordneten Punktstrahlern) oder linear die Raumkontur umfahrend als dimmbare, indirekte … Lichterkette.
Schon beim Gebäudeplan ist darauf Rücksicht genommen worden, wie sich die Bauherrenfamilie am besten in ihren Räumen wohlfühlt: Die Inneneinrichtung wurde mit ihrer Möbilierung genau auf Bewohnerbedürfnisse ausgerichtet. Es soll nichts dem Zufall überlassen werden und vor allem keine nachträglichen kostspieligen Änderungen benötigen. Das bedenken viele Bauherrn meist nicht, entweder stehen sie unter Zeitdruck oder sie erkennen die gestalterische Notwendigkeit einfach nicht. Später lassen sich nachträgliche Korrekturen nur mit hohen Kosten ausführen.
Beim genaueren Betrachten der Pläne fallen diese Entwurfs-Details auf und lassen die Lust am Planen erkennen. So ist bedacht, dass geschickt „interne Räume“ entstehen, die verborgen nur durch einen Schrank zu betreten sind (Bürozimmer neben der Wohnhalle), oder durch einen verschiebbaren Spiegel (Zugang des abgetrennten Schlaftrackts der Eltern mit Bädern).
Die weitere Aufteilung untergeordneter Nebenbereiche wurde so gewählt, dass es im Alter leicht möglich ist, einer Pflegekraft ihre Räumlichkeiten mit Schlaf-/Wohnzimmer mit Kochnische und Bad auf der gleichen Ebene für sich abgetrennt zu ermöglichen.
Und natürlich der Lift macht das Anwesen in seiner Bequemlichkeit liebenswert. Neben der Personenbeförderung werden Einkäufe mit ihm vom Auto in der Garage aus gleich über rollbare Container in die Speis neben der Küche transportiert, einstellbar über eine unauffällige Wandtüre direkt vom Flur aus.
Wie aber lassen sich in einem innenliegenden dunklen Kellerbastelraum Motoren auseinander nehmen unter Tageslichtbeleuchtung? Eine handelsübliche 30 cm dicke verspiegelte Kunststoffröhre (beginnend unter der Firstverglasung) macht das möglich auf einer Fläche von 5 m²!

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